Liebes Privatfernsehen – Happy Birthday!

Kolumne / Montagsmagazin

Du feierst deinen 25. Geburtstag – genau wie ich. Du warst die Kinderstube meiner Generation. Du hast mir das erste Mal in meinem Leben fast nackte Frauen präsentiert («Papi, was schaust du an?» – «Tutti Frutti» auf RTL Plus). Du hast mich schon früh gelehrt, dass man mit Bürogummi, Kaffeesatz und einem Schweizer Taschenmesser Bomben basteln kann (1985 bis 1992: «MacGyver» auf Sat 1). Du hast mir gezeigt, dass auch gänzlich talentfreie Menschen mit einem Sprachfehler, dafür mit grossen Titten (nein, Brüste sagt man nur bei den Öffentlich-rechtlichen) Moderationskarriere machen können (1995 bis 2000: «Peep!», moderiert von Verona Feldbusch auf RTL 2)

Auch in der Pubertät, in den Neunzigern, warst du immer für mich da. Wir: «Welchen Sinn hat das Leben? Warum bin ich hier? Du: «Kaufen! Konsum! Geld!» (1989 bis 1997: «Der Preis ist heiss» auf RTL). Du hast uns stets gezeigt, wie erbarmungslos und blutrünstig, dafür natürlich wieder sehr grosstittig, das weibliche Geschlecht sein kann (1995 – 2001: «Xena» auf RTL). Und selbst heute hilfst du uns Männern in Frauenfrage weiter. Wir: «Was wollen die? Wie ticken die?» Du: «Sh(p)oppen! Konsum! Geld! Ruhm! Zickenkrieg! Weinen! Lange Haare NICHT kurz schneiden! Bulimie! Beauty-Darwinismus!» (Seit 2006: «Germany’s Next Topmodel» auf Pro 7).

Und wenn wir dann doch manchmal den Glauben an die Welt verloren haben, ja dann, dann hast du uns wieder hochgezogen. Mit absurden und zugleich genialen Spielfilmen, dessen Trashniveau nur du erreichen kannst. (2004: «Haialarm auf Mallorca» mit Ralf Möller auf RTL). Mit Verlierer-Shows (seit 1999: «Die Oliver-Geissen-Show» auf RTL) und Pleiten-Schicksalen (seit 2007: «Raus aus der Schuldenfalle» auf RTL). Du hast uns wieder Hoffnung gemacht. Denn dank dir wussten wir immer: Denen in der Glotze gehts ja noch beschissener als uns selber.

Liebes Privatfernsehen. Wir hatten «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» (seit 1992 auf RTL). Ich und du, das ist Action, Welterklären und ganz grosses Halligalli – hoffentlich auch für die nächsten 25 Jahre.

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